Die DHB-Frauen haben vier Tage vor dem Eröffnungsspiel der Frauen-WM 2025 noch Luft nach oben. Bei der Generalprobe in Göppingen bezwang das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch die Schweiz mit 35:32 (19:14) und offenbarte dabei im Spielverlauf immer wieder Schwächen – von den Fans wurden die Hoffnungsträgerinnen dennoch gefeiert und nahmen die wohltuende Unterstützung mit ins Medaillenprojekt.
DHB-Frauen besiegen Schweiz im letzten WM-Test vor dem Heim-WM 2025
„Wir warten einfach auf dieses Spiel am Mittwoch, das war heute ein guter Aufschlag. Wir müssen schauen, was wir noch verbessern können. Aber ich glaube, wir sind ready“, sagte Gaugisch, der aus guten Gründen viel experimentiert hatte, am DF1-Mikrofon: „So ein Turnier ist lang. Wir müssen über die Breite kommen. Gegen die Top-Vier-Nationen gibt es keine Zeit zu überlegen, da musst du gleich da sein.“
Am Mittwoch wird es ernst für Gaugischs Team: Um 18:00 Uhr starten die DHB-Frauen gegen Island ins Heimturnier. „Island bringt Mentalität“, sagte der Coach: „Sie werden mit sehr viel Stolz arbeiten. Da müssen wir dagegenhalten. Wenn wir das schaffen, sind wir handballerisch weiter.“
Emily Vogel und Nieke Kühne waren am Samstagnachmittag gegen die Schweiz mit je fünf Toren die besten Werferinnen des deutschen Teams. Im Gegensatz zum ersten Testspiel gegen die Schweiz vor zwei Tagen eröffnete sich vor 3.254 Zuschauern in der Göppinger EWS Arena diesmal ein teilweise umgekehrtes Bild: Nach starker Anfangsphase offenbarten sich die Probleme erst im weiteren Spielverlauf.
Viele Unaufmerksamkeiten bei Generalprobe
In St. Gallen am Donnerstag hatten die deutschen Frauen beim 35:17 (13:12) noch mit einer bärenstarken zweiten Halbzeit aufgetrumpft, trotz „vieler guter Sachen“ war Gaugisch vor allem mit dem schwerfälligen Start seiner Mannschaft ganz und gar nicht zufrieden gewesen. Von den Anfangsschwierigkeiten der ersten Begegnung war am Samstag nichts mehr zu spüren. Die aufmerksame deutsche Deckung sorgte gleich zu Beginn für mehrere Ballgewinne, mit blitzartigen und zielgenauen Gegenstößen münzten die DHB-Frauen diese nach bereits sechs Minuten in eine 5:0-Führung um.
Dem überfallartigen Tempospiel geschuldet, schlichen sich in der Folge aber auch immer wieder Unaufmerksamkeiten ins deutsche Spiel. Von der immer wieder mangelhaften Feinabstimmung profitierten so auch die Gegnerinnen, die in einem körperlich hochintensiven Spiel nun erbitterte Gegenwehr leisteten. Die zwischenzeitlich sieben Tore betragende Führung konnte die DHB-Auswahl nicht halten, nach Wiederanpfiff verkürzte die Schweiz auf drei Tore. Erst zur Mitte des zweiten Durchgangs gelang den DHB-Frauen eine erneute Leistungssteigerung, in der Schlussphase kamen die Gegnerinnen dann wieder heran.
Nach dem letzten WM-Test geht es für die DHB-Frauen nur rund 40 Kilometer weiter in die Stuttgarter Porsche-Arena, dort wartet die größtmögliche Bühne: Vor weit über 6.000 Fans starten die Spielerinnen in ihre Mission WM-Medaille – es wäre die erste seit Bronze 2007. Nach dem Auftaktspiel am 26. November gegen Island heißen Uruguay (28. November) und Serbien (30. November) die weiteren Aufgaben in der lösbaren Vorrundengruppe.
Deutschland – Schweiz 35:32 (19:14).
Deutschland: Wachter, Filter – Grijseels (1/1), Engel (3), Antl (3), Thomaier (2), Smits (2), Kühne (5), Vogel (5), Maidhof (3/1), Döll (1), Behrend (3), Hauf, Huhnstock (4), von Pereira, Leuchter (3).
Schweiz: Schüpbach, Kuratli, Hartz -Kündig (2), Wolff (3), Schmid (7), Emmenegger (7), Gautschi (1), Coker (1), Baumann (7), Kähr, Felber, Snedkerud (1), Truchot, Erni.
Zuschauer: 3.524 in der EWS-Arena, Göppingen.
Strafminuten: 10 – 4.
Erster WM-Test gegen die Schweiz in Göppingen
„Es waren viele gute Sachen dabei“, sagte der Bundestrainer nach dem dominanten 35:17 (13:12) in St. Gallen. Und so verließ auch Gaugisch die Kreuzbleiche Halle mit einem positiven Gefühl, jedoch nicht ohne Verbesserungsvorschläge. In der Schweiz überzeugte das deutsche Team im vorletzten WM-Test schließlich erst nach der Pause – dort dann aber vollends.
Vor allem die defensive Stabilität und die Leistungssteigerung im Angriff stimmten den DHB-Coach wenige Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel gegen Island am Mittwoch optimistisch. „In der ersten Halbzeit war das Spiel sehr langsam. Wir kamen nicht richtig in unseren Flow, das ist uns in der zweiten Hälfte deutlich besser gelungen“, sagte Gaugisch, nachdem Deutschland nach der Pause nur fünf Gegentore zugelassen und so noch einen Kantersieg gefeiert hatte.
Auch Linkshänderin Viola Leuchter sprach von „zwei unterschiedlichen Halbzeiten. Umso besser, dass wir es in der zweiten Hälfte mit einer so bockstarken Abwehr hinkriegen.“ Die Generalprobe gegen denselben Gegner folgt am Samstag (14:30 Uhr, DF1) in Göppingen.
Bundestrainer Gaugisch testet gesamten Kader
Gaugisch nutzte die Partie am Donnerstagabend, um seinen gesamten Kader einzusetzen, einzig Annika Lott wurde nach ihrer Schulterverletzung noch geschont. „Es war toll, dass sich alle einbringen konnten“, sagte Gaugisch, der auch bei der WM auf die Breite setzt. „Wir haben ein langes Turnier vor uns, da müssen wir gucken, dass wir flexibel bleiben, und ich glaube, diese Flexibilität haben wir heute gezeigt. Jetzt werden wir schauen, wo wir heute noch Probleme hatten.“
Zum Beispiel im Angriff. In der ersten Hälfte stockte das Offensivspiel mit vier Rückraumspielerinnen, das Gaugisch als taktische Variante in den vergangenen Monaten immer wieder testete, zunächst gewaltig. „Das funktioniert gut, aber nur, wenn wir die Ruhe bewahren. Da müssen wir noch ein bisschen mehr dran arbeiten“, räumte Rechtsaußen Jenny Behrend ein.
Nach dem WM-Auftakt am kommenden Mittwoch (18:00 Uhr) trifft Deutschland in seiner lösbaren Vorrundengruppe C ebenfalls in Stuttgart noch auf Uruguay (28. November) und Serbien (30. November). In der Hauptrunde geht es dann in Dortmund weiter – mit dem Viertelfinale als erklärtem Zwischenziel. Die bislang letzte WM-Medaille liegt 18 Jahre zurück.
(Mit Material vom SID)
